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Das Büro als betriebliches Zuhause?

Wirtschaftsförderung Jena veröffentlicht Büromarktbericht für das Jahr 2020

Die Ansprüche an Lage und Ausstattungsqualität von Objekten steigen, der Leerstand ist weiterhin niedrig, Neubauprojekte werden schnell vermietet – kurzum, der Standort Jena ist weiter stark gefragt. Das sind die wesentlichen Erkenntnisse des neuen, sechsten Büromarktberichts für Jena. Der gewerbliche Immobilienreport wird jährlich von der Wirtschaftsförderung Jena (JenaWirtschaft), dem Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Dezernat für Stadtentwicklung und Umwelt sowie einem Arbeitskreis aus gewerblichen Immobilienmakler/-innen erarbeitet. Der Bericht macht wichtige Marktkennziffern und Entwicklungen sichtbar und richtet sich an Politik, Investierende und Unternehmen.

 

Vorsichtiges Agieren während der Coronapandemie
 

Schaut man auf den Jenaer Büroimmobilienmarkt im Jahr 2020, so zeigte sich dieser in seiner Gesamtheit sehr krisenresistent, trotz Homeoffice und einem risikobehafteten wirtschaftlichen Umfeld durch die Pandemie. Die resiliente Wirtschaftsstruktur verhilft dem Hightechstandort Jena nicht nur dabei, dass es kaum Unternehmensinsolvenzen im Berichtsjahr zu verzeichnen sind, sondern trägt auch dazu bei, dass der Büroflächenumsatz auf dem Niveau des langjährigen Mittels liegt. „Die Pandemie hat die Akteure am Markt aber vorsichtiger agieren lassen“, weiß Wilfried Röpke, Geschäftsführer der Jenaer Wirtschaftsförderung. Geplante Investitionen und Unternehmenserweiterungen wurden aufgrund von Planungsunsicherheiten verschoben, so dass der Büroflächenumsatz leicht unter dem Vorjahresniveau blieb. Das Mietpreisniveau bleibt jedoch im regionalen Vergleich hoch. Inwieweit sich mittel- bis langfristige Auswirkungen der Pandemie zeigen, wird erst in den Büromarktberichten der kommenden Jahre ersichtlich.

 

Mehr Raum für Jenas Digitalbranche
 

Im Jahr 2020 sind durch Neubau, Umbau und Umnutzung mehr Bürofläche fertiggestellt worden, als in den Jahren zuvor. Grund dafür ist unter anderem die hohe Nachfrage der digitalen Wirtschaft nach bedarfsgerechten Arbeitsräumen. Mit dem neuen Intershop-Firmensitz und dem zweiten Bauabschnitt des IT-Paradieses sind neue Flächen entstanden, in denen Jenas wachsende Start-Ups aber auch etablierte Großunternehmen bedarfsgerechte Flächen vorfinden konnten. Doch bereits kurz nach deren Fertigstellung sind diese bereits voll vermietet.

 

Leerstandsquote weiter auf niedrigem Niveau
 

Zwar steigt die Leerstandsquote in 2020 gering um +0,2 Prozentpunkte, befindet sich aber mit lediglich 2,0 Prozent weiterhin auf einem niedrigen Niveau. „Trotz des leicht gestiegenen Büroflächenangebotes, muss bei einer so geringen Leerstandsquote davon ausgegangen werden, dass nicht alle Suchenden in Jena ein passendes Objekt finden“, betont Prof. Dr. Sebastian Henn vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie an der Universität Jena. Für die städtischen Entscheidungstragenden leiten sich daraus klare Handlungsaufträge ab: „Zukünftige Erweiterungen und Neuansiedelungen werden sich perspektivisch nur mittels Neu- und Umbau realisieren lassen. Deshalb sind Neubauprojekte, beispielsweise am Eichplatz oder in Göschwitz, wichtige und richtige Standortentscheidungen“, unterstreicht Christian Gerlitz, Jenaer Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt. Der Flächenengpass ist dabei laut Bericht besonders bei kombinierten Büro- und Laborflächen sowie bei großformatigen, flexibel aufteilbaren Büroflächen zu sehen. Gerade diese Flächen sind jedoch unter anderem bei Unternehmen der Gesundheitstechnologie, der Präzisionstechnik und Umwelttechnologie besonders begehrt und gesucht.

 

Der Arbeitsplatz als betriebliches Zuhause
 

Neben der Quantität an Bürofläche rücken auch zunehmend Qualitätsansprüche ins Augenmerk der Unternehmen. So sind die Arbeitsplätze und damit auch die Büroflächen wesentlicher Bestandteil der unternehmerischen Identität und werden mitunter sogar als „betriebliches Zuhause“ verstanden, resümiert Patrick Werner, Projektmitarbeiter der Jenaer Wirtschaftsförderung die Befragungsergebnisse: „Neben betrieblichen Faktoren wie Gehalt, Arbeitsatmosphäre und Aufstiegsmöglichkeiten sind Lage, Erreichbarkeit, Pausenversorgung, aber auch die Ausstattung der Flächen wichtige Faktoren für die Personalgewinnung sowie -bindung.“

Die Verfügbarkeit von Flächen und der Fachkräfteengpass zählen zu den größten Herausforderungen am Standort Jena, weiß Wirtschaftsförderer Wilfried Röpke: „Die Nachfrage an geeigneten Büroflächen wird auch zukünftig hoch sein. Dem müssen wir begegnen, um den lokalen Unternehmen die Rahmenbedingungen bieten zu können, die sie für ihr Wachstum brauchen.“

Der komplette Büromarktbericht kann als Printversion bei JenaWirtschaft bestellt sowie online eingesehen werden, unter www.jenawirtschaft.de/bueromarkt.

 

Wichtige Kennziffern 2020 im Überblick:

Büroflächenbestand:712.350 m² (2019: 706.490 m²)
Büroflächenleerstand:14.060 m²(Leerstandsquote: 2,0 % (2019: 12.670 m²; 1,8 %)
Mietpreisspanne:3,00 €/m² bis 17,00 €/m² (nettokalt) (2019: 0,60 €/m² bis 22,00 €/m²)
Durchschnittsmiete:9,20 €/m² (nettokalt) (2019: 9,40 €/m²)
Spitzenmiete:15,80 €/m² (= oberstes Preissegment mit einem Marktanteil von ca. 3 % des Flächenumsatzes) (2019: 17,30 €/m²)
Büroflächenumsatz:17.150 m² (2019: 19.360 m²)
Nettoanfangsrendite:3,9 % (2019: 4,9 %)

 

 

Büromarktbericht online:
 

 

 

Blick auf eine Terrasse, auf der eine Gruppe an Menschen Mittagspause macht.

Arbeitsplätze werden mitunter als „betriebliches Zuhause“ verstanden – Das ist eine Erkenntnis des neuen Büromarktberichts für Jena (Foto: JenaWirtschaft | Tina Peißker)