JenaWirtschaft unterstützt Projekte zur naturwissenschaftlichen (Aus-)Bildung
„Ein schleichender Prozess“ – so lässt sich laut dem Chef der Wirtschaftsförderung Jena, Wilfried Röpke, die Verschlechterung der naturwissenschaftlich-technischen Ausbildung in der Schule im MINT-Bereich – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – in Jena zusammenfassen. Dieser Prozess und seine Ursachen werden aktuell in Jena diskutiert.
Vor allem die Jenaer Technologieunternehmen und Wissenschaftseinrichtungen sind auf technisch und naturwissenschaftlich gut ausgebildete Azubis, Facharbeiter und Hochschulabsolventen in MINT-Fächern angewiesen, um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben. „In vielen Gesprächen mit den Unternehmern vor Ort wird mir gesagt, dass die schulischen Grundlagen gerade in Fächern wie Physik immer weiter verwässert werden“, so Röpke. Ein Grund dafür sei unter anderem der beginnende Mangel an naturwissenschaftlichen Lehrern, der in den kommenden Jahren noch gravierendere Folgen haben werden. „Immer weniger Studierende beginnen ein Physik-Studium, dadurch gibt es auch immer weniger Physik-Lehrer“, beschreibt Röpke den Kreislauf. Das bringe die vorhandenen engagierten Lehrer an Kapazitätsgrenzen. Personalstellen für Lehrer fehlen, außerdem seien fast 90 Prozent der derzeitigen MINT-Lehrer in Jena über 50 Jahre alt, so der JenaWirtschaft-Chef.
Bei Schülern und Abiturienten für MINT-Fächer und das entsprechende sehr gute Ausbildungs- und Studienangebot zu werben, sei eines der Ziele, die JenaWirtschaft gemeinsam mit Kooperationspartnern unter anderem in der „Jenaer Allianz für Fachkräfte“ verfolgt. Dabei bleibe man realistisch: „Wir wissen, dass die MINT-Ausbildung vor allem ein bildungspolitisches Thema ist, und freuen uns daher ganz besonders, dass in Jena unter anderem Bildungsdezernent Frank Schenker das Thema vorantreibt und in Richtung Thüringer Bildungspolitik aktiv die Probleme anspricht.“
Vor Ort unterstütze JenaWirtschaft Einrichtungen und Initiativen, die die Begeisterung für MINT-Fächer bei Kindern und Jugendlichen fördern sollen, bspw. witelo, den „Verein für wissenschaftlich-technische Lernorte“ in Jena. Zahlreiche Jenaer Partner unterstützen witelo inhaltlich und finanziell; weitere Kooperationspartner sollen noch hinzugewonnen werden. Ein weiteres Ziel ist es, die Öffentlichkeit und lokalpolitische Entscheidungsträger für das Thema zu sensibilisieren. „Wir brauchen einen MINT-Aktionsplan für Jena, denn ohne gut ausgebildeten Nachwuchs werden die Jenaer High-Tech-Firmen und Wissenschaftseinrichtungen ihr hohes Leistungsniveau und ihre Innovationsfähigkeit nicht halten können“, prophezeit der JenaWirtschaft-Chef. „Gut ausgebildete Azubis, Facharbeiter und Hochschulabsolventen aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich bilden mittelfristig die Erfolgsgrundlage für große Teile der Jenaer Wirtschaft und Wissenschaft.“ Dafür sei es wichtig, dass Azubis und Studienanfänger schon ein breites naturwissenschaftliches Verständnis als Grundlage aus der Schule mitbringen. Und für diese lohnt sich laut Röpke der berufliche Start in eine Technologie-Branche: „Die beruflichen Chancen mit einer Ausbildung oder Hochschulabschluss in naturwissenschaftlich-technischen Fächern sind größer als in vielen anderen Fächern.“ Die Jobs in diesen Branchen gelten außerdem als sicher.
Um die in Jena vorhandenen sehr guten MINT-Initiativen und Aktionen miteinander abzustimmen und gemeinsam weitere Maßnahmen zu erarbeiten, gründet die Wirtschaftsförderung im Herbst eine neue „Steuergruppe MINT“ der Jenaer Allianz für Fachkräfte.
Neben solchen langfristigen Initiativen seien auch einmalige Events wie die „Highlights der Physik“, im September geeignet, um Kinder und Jugendliche für naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge und Fragestellungen zu begeistern.