Nachwuchs gewinnen für Jenas Wirtschaft
Jenaer Allianz für Fachkräfte diskutiert Strategien zur Fachkräftesicherung in Stadt und Umland.
Wirtschaftsförderung, Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Verbände, Stadt und Netzwerke beleuchteten am Mittwoch unterschiedlichste Herausforderungen der Fachkräftesicherung in Jena und Umland. Zur Jahressitzung der Jenaer Allianz für Fachkräfte wurden erste Ergebnisse der Fachkräftestudie vorgestellt, die derzeit von JenaWirtschaft und dem Zentrum für Sozialforschung Halle erarbeitet wird. Die Studie untersucht die Personal- und Nachwuchsbedarfe der Jenaer Wirtschaft nach Branchen, Qualifikationsstrukturen und weiteren Faktoren bis zum Jahr 2030. Als „ganz besonders spannend“ bewertete auch der Jenaer Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche diese Zahlen, der als Schirmherr der Jenaer Allianz für Fachkräfte die Veranstaltung eröffnete. In einem ersten Schritt erörterten die Experten das sogenannte endogene Potential Jenas, also derjenigen Menschen, die bereits vor Ort leben.
„Wir erarbeiten mit der Fachkräftestudie eine wissenschaftlich fundierte Basis als Entscheidungsgrundlage für Verwaltung und Politik“, sagte Wilfried Röpke, Chef der Jenaer Wirtschaftsförderung. „Die gefühlte Wahrnehmung, dass Fachkräfte immer rarer werden, unterlegen wir mit genauen Daten und Analysen.“ Laut ersten Erkenntnissen der Untersuchung braucht Jena bis 2030 allein rund 17.000 neue Beschäftigte, um alle diejenigen Arbeitnehmenden zu kompensieren, die in dieser Zeit in Rente gehen. Von diesen sind circa zwei Drittel in klassischen Facharbeiter-Berufen tätig. Und dies sei laut Wilfried Röpke nur der Ersatzbedarf: „Da ist noch keine zusätzliche Arbeitskraft dabei, die es ja eigentlich bräuchte, um auch das Wachstum am Standort weiter positiv gestalten zu können.“
Bestimmte Branchen sind von dieser Entwicklung stärker betroffen als andere. „Speziell Menschen mit klassischer Berufsausbildung im verarbeitenden Gewerbe, in den Handwerks- und Gesundheitsberufen sowie den wissensintensiven Dienstleistungen werden aktuell in Jena gesucht. Dieser Bedarf, speziell auch bei den Nachwuchskräften, wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verstärken, bei gleichzeitig negativer demografischer Entwicklung auch in Jena“, so Röpke.
Um speziell das endogene Potential Jenas gut nutzen zu können, ging es zur Jahressitzung der Jenaer Allianz für Fachkräfte um die Frage, wie die berufliche Ausbildung attraktiver gemacht und Berufsorientierung für Jugendliche noch passgenauer organisiert werden kann. Wichtig sei laut den Mitgliedern der Fachkräfte-Allianz, wie künftige Auszubildende adressiert und Schulen, Unternehmen und entsprechende Arbeitsgruppen noch besser miteinander vernetzt werden können. Wichtigen Input dazu lieferte am Mittwoch auch eine neunte Klasse der Grete-Unrein-Gesamtschule.
In einem Open Space Format – mehrere parallele Diskussionskreise mit jederzeit möglichem Ein- und Ausstieg – erörterten die rund 80 Teilnehmenden die Bandbreite der Herausforderungen bei der Azubi-Gewinnung und mögliche Lösungsansätze. Diskutiert wurden vielfältige Ideen wie eine moderne Zielgruppenansprache, (über)regionale ÖPNV-Anbindung bzw. ein Azubi-Wohnheim und der Wunsch der Jugendlichen an die Unternehmen, mehr Praktika und bezahlte Ferienjobs für Schüler und Schülerinnen anzubieten. So könne man potentielle Arbeitgeber am besten kennenlernen. An einer Online-Plattform für Unternehmensangebote für Schülerinnen und Schüler arbeitet die Wirtschaftsförderung Jena bereits.
„Die vielfältigen und fruchtbaren Diskussionen zur Jahressitzung zeigen uns, welche große Relevanz das Thema Fachkräfte-Nachwuchs, speziell bei den Auszubildenden, für die Unternehmen vor Ort hat“, so Röpke. „Nur vereint, mit allen lokalen und regionalen Partnerinnen und Partern gemeinsam, können wir diese großen Herausforderungen für Jena und das Umland bearbeiten.“ Ziel von JenaWirtschaft ist es jetzt, aus den Ergebnissen der Diskussion und nach Veröffentlichung der Fachkräftestudie ein Konzept und einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zur Fachkräftesicherung für den Standort Jena zu erarbeiten.