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Grüne Wärme und eigener Strom: Klimaschutz der Unternehmen

Nord Nachhaltig Moderation Tobias Timm

Tobias Timm von der target GmbH, die auch den städtischen Klimaaktionsplan miterstellte, führte am 3. September durch die Veranstaltung „Nord Nachhaltig“. (Foto: JenaWirtschaft)

Workshop „Nord Nachhaltig“ von JenaWirtschaft und IG Nord erarbeitet Know-How zur Umsetzung der Klimaziele

(Jena, 04.09.2024) Wie können sich Unternehmen auf die Folgen des Klimawandels einstellen? In der Veranstaltung „Nord Nachhaltig“ am 3. September in der IMAGINATA diskutierten mehr als 50 Unternehmer:innen – vor allem aus dem Jenaer Nordraum – ihre bisherigen Erfahrungen dazu, erhielten umfangreichen Input von Expert:innen und entwickelten an vier Thementischen konkrete Anforderungen und Projektideen. Denn: bereits heute sind die Folgen des Klimawandels spürbar und gefährden die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der lokalen Wirtschaft.

Vor Ort erläuterte Christian Gerlitz, Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwickung und Umwelt, den städtischen Klimaaktionsplan: „Die Stadt Jena will bis 2035 klimaneutral werden, also zehn Jahre vor dem Ziel des Bundes. Kommunaler Klimaschutz wird eine Schlüsselaufgabe der nächsten Jahre und Jahrzehnte sein. Dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe wollen und müssen sich auch die hier ansässigen Unternehmen stellen.“ Neben konsequenten Klimaschutzmaßnahmen brauche es dazu vor allem ein umfangreiches Maßnahmenpaket, wie die Jenaer Unternehmen sich auf die Klimaveränderungen einstellen können.

Im Jenaer Nordraum treibt dieses Thema vor allem die Interessengemeinschaft Jena-Nord voran. Der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Georg Hädicke, sieht es als seine Aufgabe an, seine Mitgliedsunternehmen zu motivieren und Maßnahmen zu koordinieren: „Unsere Rolle ist es, einen Raum für gemeinsamen Austausch zu schaffen und bei der Ideenfindung zu unterstützen.“ Veränderungen können laut Hädicke auch als Chance für ein gemeinsames Wirken begriffen werden.

Konkrete Projektideen für Wärmeversorgung, Elektromobilität und Eigenstromversorgung

Daher entwickelten die Unternehmer:innen vor Ort an vier Thementischen im Workshop-Format gemeinsam mit Fachleuten Aufgabenstellungen für ihren Beitrag zum Klimaschutz. Dazu gehörten Wärmeversorgung und sektorale Kopplung, die Gestaltung naturnaher Firmenareale, das Thema Elektromobilität sowie die CO2-neutrale Eigenstromversorgung.

Am Thementisch der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck diskutierten die Teilnehmenden eine CO2-neutrale Wärmeversorgung in Jena-Nord. Nach Plänen der Stadtwerke sollen voraussichtlich ab 2028 die Unternehmen entlang der Wiesenstraße mit grüner Nahwärme versorgt werden. Die Energiegewinnung soll durch Abwasser-Großwärmepumpen auf der Zentralen Kläranlage erfolgen. Die geplante thermische Leistung von ca. 20 Megawatt entspricht etwa dem Wärmebedarf von 11.000 Haushalten. Die Wärme wird über ein effizientes Nahwärmenetz an die Gewerbegebiete verteilt, wodurch eine komplett CO2-neutrale Beheizung ermöglicht würde. Aktuell lassen die Stadtwerke die Pläne im Rahmen einer Machbarkeitsstudie konkretisieren.

Auch an den anderen Thementischen wurde es konkret. Neben der Begrünung von Dächern, Fassaden und Innenräumen ging es ebenso um die Frage, wie Unternehmen Biodiversität fördern oder Erholungsflächen für ihre Mitarbeitenden anlegen können. Zu den wesentlichen Komponenten, mit denen Unternehmen sich nachhaltig aufstellen können, gehören eine möglichst autarke Stromversorgung über Photovoltaik-Anlagen oder Windkraft. Auch Elektromobilität und die entsprechende Ladesäuleninfrastruktur sind wichtige Bausteine. „Wie fördern wir gewerbliche und industrielle Elektromobilität, so dass sie einerseits CO2-neutral ist, andererseits aber auch zu den spezifischen Anforderungen der Firmen passt“, erläuterte Georg Hädicke das Spannungsfeld. „Hier müssen teilweise betriebliche Prozesse, wie die Ladeinfrastruktur von Lieferfahrzeugen, umfangreich angepasst werden.“ Auch Sharing-Modelle könnten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

Den Einsatz der Jenaer Unternehmen vor Ort begrüßte auch Wilfried Röpke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung: „Um die kommunalen Klimaziele zu erreichen, braucht es Unternehmer:innen, die entschlossen vorangehen und eigenverantwortlich Projektideen entwickeln und umsetzen. Es sind diese Innovatoren, die andere motivieren und damit maßgeblich zum nachhaltigen Wachstum des Standorts beitragen. JenaWirtschaft begleitet und unterstützt diese Akteure auf ihrem Weg.“ Denn: Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind bereits jetzt schon wichtige Standortfaktoren für den Wirtschaftsstandort Jena.